Splitter können unter die Haut fahren, Schmerzen und Entzündungen provozieren. Sie sind Bruchstücke einer Totalität, deren Integrität illusorisch bleibt. In Splittern zu denken, heißt eine Welt zu denken, deren Intaktheit bezweifelt werden kann. Nur muss sich dieser Zweifel nicht als Enttäuschung ausdrücken. Steinwegs Reflexionen spiegeln eine in ihrer Zersplitterung ebenso inkonsistente wie offene, nicht restlos determinierte Welt.
Splitter rund um Kafka; vieles übersteigt meinen in Sachen Philosophie niedrig liegenden Horizont, dafür macht mir der Rest um so mehr Spaß:
„Der Individualismus – der als kapitalistische Religion auftritt – ist nur als Uniformismus und Konsensualismus zu haben.“ „Nichts verunsichert die Idioten mehr als Indifferenz gegenüber Erfolg, während sie ihre Hoffnung auf Erfolgversprechen bauen, die, indem sie sich erfüllen, ihre Inkonsistenz demonstrieren.“ „Hegel nicht gelesen zu haben, schützt nicht davor, Hegelianer zu sein.“ „Man denkt den Primat der Form durch irgendeinen Inhalt (…) ersetzt zu haben. Wie immer, wenn das Halbdenken über das Denken triumphiert, erschöpft es sich in Substitutionslogik. Man ersetzt den (angeblichen) Primat der Form durch den des Inhalts und merkt nicht, dass man der Komplexität ihrer Interdependenz ausweicht.“ „Gefährlich wird dem Denken sein Verzicht auf Gefahr.“ „Man könnte Kafka einen Kalligrafen der Vergeblichkeit nennen.“ „Sex ohne Hegel ist wie Sex mit Derrida: unendlicher Aufschub versprochener Finalität.“ „NARZISSMUS: Wunde sucht Messer.“ „Beste aller Welten: die unmögliche!“ „VOR DEM GESETZ: Verschlossene Türen sind Ärger- und Hindernisse. Erst die offene Tür wird zum Problem. Kafka wußte das.“