Der Stoff ist unschlagbar: ein Bad in Blut, eine schöne Frau, Gold und ein Mord, der grausam gerächt wird. So klingt das Lied der Nibelungen, die Sage von Siegfried, dem Strahlenden, seinem düsteren Gegenspieler Hagen und der schönen Kriemhild. Aber ist das die wahre Geschichte dieser europäischen Helden, die in Island oder Norwegen beginnt, am Rhein entlang spielt, die Donau runter erzählt wird und schließlich im Schwarzen Meer mündet? Niemand weiß, wie es wirklich war, meint Hoppe und erfindet die Wahrheit: hell und schnell, poetisch und politisch, wie nicht mal Tarantino es kann.
Felicitas Hoppes Roman »Die Nibelungen«: Das erste gesamteuropäische Heldenepos der Gegenwart.
Her work often deals with transitory themes, as in "Picknick der Friseure", in a comical, but nevertheless thrilling way, which make her stories seem to be absurd. She also uses the technique of quotation for her novels, as in "Johanna", where she reconstructs the story of Joan of Arc using official case records.[1] As a relatively young, successful and female writer, she belongs to a group of writers which literary criticism calls the "Fräuleinwunder".
For her work as a writer she received the following awards: in 1994 Alfred-Döblin-Stipendium (a scholarship), in 1996 Aspekte-Literaturpreis and the Ernst-Willner-Preis at the Festival of German-Language Literature in Klagenfurt, in 1997 the Rauriser Literaturpreis, in 2004 the Nicolas Born-Preis des Landes Niedersachsen, the Heimito von Doderer-Literaturpreis and the Spycher: Literaturpreis Leuk, in 2005 the Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau. In 2005 she also held the Poetikdozentur: junge Autoren der Fachhochschule Wiesbaden. In 2007 she received Literaturpreis der Stadt Bremen and the Roswitha-Preis. In 2008 Hoppe held the Bert Brecht Gastprofessur at the University of Augsburg.
In 2012, Felicitas Hoppe was awarded the most prestigious literary prize in German literature, the Georg Büchner Prize.
Longlisted for the German Book Prize 2021 As the novel's subtitle is "a German silent movie" (referring to Fritz Lang's fantastic version of the Nibelungen from 1924), the book has end credits, declaring the treasure to be the main character by naming it first, listing the author for the screenplay and for the role of "witness", and as the script advisor ("Dramaturg"), there's a certain Quentin Tarantino, the guy who played with the story of the Nibelungen in "Django Unchained". Tarantino's version of the story was closer to that of Wagner's opera "The Ring of the Nibelungs" though, and Wagner also appears in the credits, under the category of "make-up", which in German is "Maske" (mask). And now it should be clear what Hoppe is doing here: She plays less with the story itself, and more with its various presentations. Our setting is Worms, but not at the time of the original (thus: the Middle Ages), but today, and we witness the Nibelungen Fesitival which, of course, really exists.
Hoppe re-narrates the story, but in a manner that presumes that readers are already familiar with the plot. She focuses on the decisions of director, the mise en scène, and the reactions of the audience, The strongest parts are those which interrupt the actions on stage, the mock interviews tha narrator conducts with the actors playing the characters: We hear different interpretations of story and its meaning, different attitudes towards the theater version brought on stage, an different ideas concerning the relationship between actor and role. These are the interesting parts, the pages that reflect the German myth and its historical impact, the important versions that have already been presented on paper, stage, and screen, and the ideas that have derived from this European tale of power, honor, lust, greed, and revenge (for the Wikipedia summary, click here, and for a short summary performed by lego figurines, click here (in German)).
Unfortunately, I found the many, many short chapters depicting the single scenes of the play more and more tedious: Once you got what Hoppe aims to do, there is not much to see here. It's the interviews that are often smart and hilarious. Maybe I also had wrong expectations, as I presumed that the novel would draw a lot from Lang's silent movie version, but it's only mentioned in passing.
All in all, I have to admit that I found this to be a little disappointing, but it's also catnip for book prize judges: It deconstructs a German myth and is thus political, and it's clearly high literature. For me, this was too long and not biting enough, but Hoppe is clearly a smart and important writer - she has not received a whole truckload of literary awards for nothing.
Die Nibelungensage postmodern erzählt. Die alte Sage mit dem gut klingenden Namen (die ich nur in der Nacherzählung von Michel Köhlmeier kenne) ist doch ein sehr blutrünstiger Stoff, in dem Helden und Ehefrauen gegeneinander Krieg führen, bei dem es um einen gewaltigen Schatz geht. Am Ende sind alle tot und der Schatz versenkt. Felicitas Hoppe erzählt uns von einer Aufführung des Stücks auf einer Freilichtbühne in Worms, bei der mit den üblichen Problemen am Theater gerungen werden muss, allen voran das fehlende Budget. So singt der Chor Worms-Pfiffligheim und den Tod spielt ein Laie mit einer Trainingshose von Woolworth. Die Theaterbegebenheiten sind humorvoll und werden von einem Beobachter/einer Beobachterin (evtl. die Autorin?) aus einem Boot heraus geschildert. Dabei scheint sich die ursprüngliche Sage mit der Beobachtung des Theaterstücks zu vermischen. Dazu kommt der Zusatz im Titel: „Ein deutscher Stummfilm“, der auf den Nibelungenfilm von Fritz lang aus dem Jahr 1924 anspielt, eine überbordende Heldenverehrung. Die Kapitelüberschriften sind weiß auf schwarz in Stummfilmmanier verfasst, am Schluss des Buches folgt ein „Abspann“ aus dem wir u. a. erfahren, dass Quentin Tarantino Regie führte (klar, wer sonst bei dem Gemetzel). Mit Anspielungen, Andeutungen ist dieses Buch reichlich ausgestattet, nicht zuletzt mit einer Kapitalismuskritik, die sich in der Unterordnung aller Belange unter den Besitz oder Erhalt des Schatzes äußert, der hier viele Gestalten annehmen kann, aber gefüttert werden muss, damit er nicht verloren geht.
Auch wenn das Buch an manchen Stellen eine Zumutung war, habe ich es dennoch gerne gelesen. Besonders die Interviews der Schauspieler in den Pausen waren großartig. Sicher konnte ich nicht alle versteckten Hinweise erkennen, nicht alle Bezüge zwischen Sage und heutiger Zeit entdecken, trotzdem hat es mir den alten Stoff in besonderer Weise nähergebracht, das Heldentum entehrt und die dahinter stehenden menschlichen Schwächen entlarvt. Meine Hochachtung an die Autorin im Umgang mit einem solchen Stoff!
Die Aufbereitung der Nibelungensaga als Theaterstück fand ich sehr interessant, aber vor allem die Interviewteile zwischen den "Aufführungen" waren sehr aufschlussreich. Ein sehr netter Einfall, um diese Geschichte vielleicht nicht gerade neu, aber doch in einer sehr persönlichen Sichtweise zu interpretieren. Dieses Buch habe ich gerne gelesen.
Tja, wo fange ich hier an? Die Geschichte um Kriemhild und Siegfried ist ja wahrscheinlich relativ klar. Felicitas Hoppe inszeniert sie nun als Open-Air-Theaterstück vor dem Wormser Dom. Alle bekannten Figuren treten auf (naja bis auf den Drachen, für den reichte das Budget nicht), königliche Modeschauen werden gehalten, Tortenschlachten geführt, Karten gelegt und natürlich Morde begangen. In den Pausen werden die Darsteller:innen interviewt und zu ihren Figuren befragt. Bis schließlich der Abspann kommt, in dem man unter anderem erfährt, dass Quentin Tarantino für die Dramaturgie des Ganzen zuständig ist. Klingt verworren? Ist es auch. Aber dabei so grandios, dass ich gar nicht weiß, wohin mit meiner Verzückung. Felicitas Hoppe hat mit "Die Nibelungen" ein literarisches Wunderwerk geschaffen, das kulturelle Bezüge zu Theater, Film und Oper herstellt. Das danach fragt, was Theater leisten kann und darf, das die Rolle der Frauen in dem alten Heldenmythos beleuchtet und auch die politische Dimension der ganzen Geschichte. Bei Hoppe darf der Nibelungenschatz eine Person sein, eine dreizehnte Fee, die immer Unglück mit sich zieht und der doch alle hinterherjagen. Man muss sich reingraben in dieses Buch und dieses Reingraben auch mögen. Aber dann ist das Lesevergnügen so groß, dass man dieses Buch lange nicht vergessen wird. Zumindest geht es mir so!
"Kein einziger von uns kann Ihnen sagen, worum es in diesem Stück wirklich geht, aber wir lieben es alle." (Seite 84)
Ich habe lange überlegt, ob ich das Buch nun lesen möchte oder nicht. Doch die Nibelungen sind ein Lieblingsthema von mir und daher lese ich eigentlich alles, was irgendwie in einem Zusammenhang damit steht. Hier nun habe ich immer wieder neu angesetzt um dann festzustellen, Felicias Hoppe und ich werden einfach nicht warm miteinander. Sprachlich mag es so manchem gefallen - nicht ohne Grund hat es der Roman schließlich auf die Long List des Deutschen Buchpreises geschafft. Allerdings war mir das Ganze zu gehetzt erzählt. Außerdem mit so viel Distanz, es hat mich überhaupt nicht in die Handlung finden lassen. Vor allem das Nibelungenlied in einem der Originale aus dem Mittelalter hat für mich eine ganz andere Kraft und Sogentwicklung, die ich hier extrem vermisst habe. Es ist einfach zu sehr Bericht und Blick von außen auf die Geschehnisse, das hat mir persönlich nicht gefallen und darum wollte ich dann letztendlich auch nicht weiter lesen. Das finde ich sehr schade, da ich mir einiges verspochen hatte. Aber es machte für mich einfach keinen Sinn weiter zu lesen, da mich die Lektüre fast in eine Leseflaute gestürzt hätte.
Die Shortlist des #dbp21 ist heute veröffentlicht worden - und Felicitas Hoppe ist nicht dabei. Und das kann ich verstehen, aus verschiedenen Gründen. Hoppe erzählt hierin die Nibelungen-Saga nach, wie sie in Form einer Theater-Inszenierung erlebbar wird. Dabei passieren viele Personifizierungen, Übertreibungen, Grenzüberschreitungen, Poetisierungen und Verästelungen. Das ist gut, das ist künstlerisch und bemerkenswert. Außergewöhnlich. Und in meinen Augen noch zwei weitere Dinge: Exklusiv und Ausgrenzend. Wer die Sage ohnehin kennt, wer Germanistik studiert und sich mit mitgelhochdeutschen Stoffen intensiv auseinandergesetzt hat, kann Freude mit diesem Text haben. Auf einer Metaebene ist er eine intellektuelle Unterhaltung über diese und viele andere Sagen, mit modernen Einflüssen und Kommentaren angereichert. Damit einhergehend schließt das Buch aber viele, sogar einen Großteil seiner Leser:innen aus. Es ist ein Paratext, der ohne vorangegangene Lektüre nicht funktioniert. Und das empfinde ich als extrem schade, als schwierig. Und gerade von Hoppe, die in der Vergangenheit bewiesen hat, dass sie komplexe und dichte Texte mit der Leichtigkeit einer Kinderbuchautorin darstellen kann, habe ich etwas anderes erwartet. Sprachlich sehr hochwertig, sehr einnehmend, durchdacht und voller Ideenreichtum, kann ich die Lektüre leider nur wenigen Personen empfehlen. Nämlich denen, die gewillt sind, sich umfassend mit bereits veröffentlichten Überlegungen, Arbeiten und Kommentaren der Nibelungen auseinanderzusetzen.
Wie es einem Roman ergeht, der vom Leser zu viel verlangt.
Kurzmeinung: zu speziell
Die Autorin Felicitas Hoppe findet sich mit dem Roman „Die Nibelungen“ auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2021.
Sie erzählt aber keineswegs stringent diese märchenhafte und buchstäblich sagenhafte Sage nach. Sondern sie verklausuliert deren Handlung, indem sie eine Freilichttheater-Aufführung, die wohl in Worms jährlich wiedergegeben wird, rezipiert, kommentiert und ironisiert. Oder eine andere: keine Ahnung.
Das macht sie durchaus kompetent und klug und auch interessant, und wäre sicherlich ein reines Lese-Vergnügen - wenn man denn dieser Aufführung jemals beigewohnt hätte! Hat man nicht und man ist verärgert!
Oder wenn Hoppe "uns" sagen würde, was in Worms jedes Jahr so läuft. Aber nein, das muss man sich erst auf Wiki erlesen! Überhaupt, ist "Die Nibelungen" etwas für Leser, die jährlich nach Bayreuth pilgern - und nach Worms - und das Feuilleton lesen. Aber ein Roman, der sich ausschließlich ans deutsche Bildungsbürgertum richtet, fällt bei mir durch.
Denn dies ist der Knackpunkt. Die Autorin setzt den Bildungsbürger per se für ihren Roman voraus. Schon allein, dass das Personenregister sich im Nachklapp befindet und nicht im Vorspann, spricht Bände!
So wendet sie sich immer wieder in „Wir-Form“ an das Publikum. „- Als wüssten wir nicht alle genau, was jetzt kommt. Schließlich sind wir seit Jahren darauf vorbereitet und haben Karten für die erste Reihe bestellt …“. Nein, haben wir nicht, liebe Frau Hoppe. Und es wäre schön gewesen, Sie hätten sich ein Vorwort einfallen lassen, in dem sie uns vorwarnen und beschreiben, was Sie zu tun gedenken! Dann hätte es mehr Punkte gegeben. Viel mehr. Denn Witz, wie gesagt, und Kompetenz sind durchaus vorhanden. Nur die Pädagogik läßt mehr als zu wünschen übrig.
Der Kommentar: Was hätte aus diesem Roman und Stoff nicht für ein großartiges Werk werden können! Wenn man ihn ein wenig gefälliger vorgetragen hätte. Man hätte z.B. jedem Kapitel eine kurze Inhaltsangabe des Sagenstoffes voranstellen können - bevor man ihn ironisiert.
Es ist doch so: Heutzutage kann man kein homogenes Publikum mehr voraussetzen, das mit den deutschen Sagen und Legenden und Märchen vertraut ist, sie buchstäblich mit der Muttermilch aufgesogen hat. Das ist vermessen.
Es bräuchte also mindestens ein paar erläuternde Worte dazu im Vorspann. Die „uns“ versagt bleiben.
Aus dem ganzen intellektuellen Gesülze sich den Inhalt der Sage herauszuziehen ist (mir) zu mühsam, da liest man doch lieber gleich die Sage. Danach könnte man mitreden, vielleicht, aber auch nur vielleicht, denn es könnte sein, dass man, um den Witz, der unzweifelhaft im Roman steckt, zu würdigen, man zusätzlich die entsprechende Aufführung, auf die der Roman sich bezieht, einmal angesehen haben muss.
Fazit: Was will die Autorin mit der Rezeption eines Theaterstücks, eines ganz speziellen Theaterstücks sogar, eigentlich erreichen? Der Sinn hat sich mir nicht erschlossen.
Dieses Buch ist unlesbar. Na ja, jedenfalls so gut wie. Es ist ein Kunstwerk und als solches, ist es nicht wie ein Erzähltext zu verstehen, sondern eher als eine geistige Aneinanderreihung von Wörtern und Satzzeichen. Ich habe das Buch im Zuge meiner Arbeit für die Universität gelesen und werde es in den folgenden Monaten noch mehrfach in Teilstücken und im Ganzen lesen, markieren und analysieren. Was ich an dieser Stelle schreibe und bewerte ist also kein allumfassendes abschließendes Urteil, sondern lediglich mein erster Leseeindruck und das, was ich zu diesem Buch in Bezug auf seinen Charakter als Neufassung sagen kann. Der Lesefluss ist überhaupt nicht vorhanden gewesen. Zu jeder Seite, zu jedem neuen Kapitel musste ich mich zwingen und konnte weder nach 10, noch nach 100 oder 200 Seiten einen Rhythmus finden, der sich entweder an Satzbau, Erzähler oder die Handlung hätte orientieren können. Wild durcheinander werden da Eindrücke, Erklärungen, Zusammenfassungen der Handlung und Kritiken gewürfelt. Mit Fortschreiten des Buches, wurde mir immer deutlicher bewusst, dass es nicht um eine Schnitzeljagd geht beim Lesen, sondern um konstante Verwirrung. Ich lese gerne Texte, bei denen sich der POV verändert, bei denen es multimediale und intertextuelle Anspielungen gibt. Bei diesem Buch jedoch, gibt es scheinbar in jedem Satz eine neue Metaebene, einen wechselnden unerkannten Erzähler, Anspielungen auf Sprichwörter, andere Texte, Sprachen oder Produktplazierungen. Der Text selbst wird zum Kunstwerk und ist demnach eine Herausforderung an den Leser ohne Anhaltspunkte, Zentrum oder Anregung zu geben. Was mir auch deutlich aufgefallen ist, ist der Bezug zum Original aus dem Mittelhochdeutschen. Ich hatte den Ur-Text vor diesem Buch gelesen, ebenso den Film von Fritz Lang gesehen. Hätte ich das nicht, hätte ich bei Hoppes Buch bereits nach wenigen Seiten aufgeben müssen. Es ist meiner Ansicht nach absolut notwendig vorher das Original gelesen, oder zumindest den Film gesehen zu haben, um diesem Text auch nur irgendwo ein Verständnis oder eine Logik entgegenzubringen. Was im Original mit cleveren Prolepsen und Mauerschau erzählt wird, wird in diesem Text begraben unter Anspielungen und Rezensionen/Meinungen eines unerkannten Erzählers. Ich bin mir sicher, dass dieses Buch sein Publikum hat. Es war nicht ohne Grund für den deutschen Buchpreis 2021 nominiert. Allerdings glaube ich kaum, dass es Mainstream Anklang finden wird oder dass diese Interpretation des Stoffes um die Nibelungen als Beste oder überhaupt in Erinnerung bleiben wird. Ein Lesevergnügen stellte sich bei mir bis zum Schluss nicht ein und ohne den Kontext der Universität, wäre das Buch gänzlich unverständlich geblieben. Ich bin gespannt auf die wissenschaftliche Bearbeitung, mit der ich mich nun befassen werde und ob ich, unter möglichst objektiven und analytischen Kriterien, diesem Buch doch noch einen Sinn abgewinnen kann.
HOPPE, Felicitas: „Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm“, Frankfurt 2021 Im Rahmen der „Europäischen Literaturtage“ in Krems hatte die Autorin aus ihrem Buch gelesen. Es klang spannend und neu. Beim Selbstlesen wurde es aber schwieriger. Es ist ein schwieriger Text. Er setzt die Kenntnis des Original-Nibelungenliedes voraus. Auch stilistisch ist es aus der Zeit gefallen, aber literarisch sicher neu und gut. Das Stück ist, wie die Beschreibung einer Theateraufführung aufgebaut. In den einzelnen Akten wird der Hergang beschrieben, wobei eben auf die neuzeitliche Aufführung auf einer Freilichtbühne Bezug genommen wird. Der erste Akt, der sich „Der Rhein“ nennt , spielt in Worm. Es geht um Differenzen und Konflikte, wie etwa zwischen Brunhild und Kriemhild; zwischen den Männern Hagen und Siegfried, ja auch um die Unterschiede der Flüsse Rhein und Donau. Wie bei einer Fernsehübertragung werden in der Pause Interviews mit den Schauspielern geführt. Dabei wird ein Bezug zwischen der Rolle des jeweiligen Schauspielers/Schauspielerin zu ihrer Person hergestellt. Brunhild wird etwa nicht nur nach ihrer Rolle der starken Frau beschrieben, sondern auch als atheltische und sportliche Person. Spielt der erste Akt am Rhein, so ist der zweite an der Donau. Nach der zweiten Pause, in der wieder Schauspieler befragt werden, kommt ein Akt, der sich „Die Klage“ nennt. Nach dem vorangegangenen Gemetzel, bei dem die meisten Darsteller sterben, hält König Etzel Gericht. Der Berichterstatter für dieses Buch wird zur Rede gestellt. Er war verliebt und es wurde ihm „der größte Auftrag erteilt: die Geschichte der Nibelungen niederzuschreiben.“ (Seite 243) Nur Brunhild ist dem Gemetzel entgangen „Denn während alle anderen unterwegs in den Untergang waren, ist Brunhild einfach zu Hause geblieben.“ (Seite 246) Indirekt kritisiert die Autorin ihre Arbeit, indem sie schreibt „Und weil in der Nibelungenwerkstatt diese fadenscheinigen Schriftsteller sitzen, die immer noch glauben, das Original reiche nicht aus und müsse für die Festspiele auf neuesten Stand gebracht werden. Dabei sind wir uns schon seit Jahren einig darüber, dass das Original nicht tu toppen ist.“ (Seite 100) Vielleicht war es auch ein Anreiz dieses Stück zu schreiben, weil das Original viele nicht gelesen oder nicht verstanden haben. In den Pauseninterviews legt sie einem Schauspieler das in den Mund: „Kein Einziger von uns kann ihnen sagen, worum es in diesem Stück wirklich geht, aber wir lieben es alle. Wir leben davon, dass wir es nicht verstehen.“ (Seite 84)
Ein deutscher Stummfilm ist der Untertitel, dabei ist doch Felicitas Hoppes überbordene Erzählstimme vorherrschend. Die bekannten Teile der Sage werden durch die Aufführung des Stoffes im Heute nacherzählt, doch es ist nicht die Handlung sondern Ton und Stimmung, die Hoppe erzeugt.
Dem entgegen steht, dass Siegfried, Brunhild, Hagen und andere aus meiner Sicht kaum zu eigenständigen, lebendigen Figuren werden und nicht wirklich Profil erlangen. Das Buch stand auf der Longlist des deutschen Buchpreises. Das ist für mich okay, aber auch, dass es für die Short List nicht reichte.
Ich breche ja ungern Bücher ab, aber hier habe ich einfach keine Lust mehr. Sprachlich aufregend, aber viel zu wirr in der Erzählweise. Ich kenne die Nibelungensage, aber das ist mir zu Meta gewesen.
Der letzte Streich! Felicitas Hoppe hat ihre Neubearbeitung des Nibelungenstoffs bestimmt richtig klug und raffiniert umgesetzt mit ihren unzähligen Andeutungen, Personifikationen und Wortspielen. Dennoch war diese Lektüre für mich vor allem anstrengend. Kenner*innen und Liebhaber*innen des historischen Stoffs sind mit der Hoppschen Interpretation wohl gut bedient. Dieses Buch würde ich nur absoluten Nibelungencracks und -fans ans Herz legen.